„Die Ersten Jahre der Professionalität 32“

GALERIE DER KÜNSTLER

BBK MÜNCHEN

Die Ersten Jahre der Professionalität 32“

23.04. – 24.05.2013

 

Oliver Winheims Malereien sind Ausgrabungsorte. In Arbeiten wie #1202 (2013) erinnert das Abgebildete an archäologische Fundstätten: eine durch ein Raster zerschnittene Landschaft, in der unterschiedliche Höhenniveaus zu Tage treten. Aber dort wo Archäologen auf Hinterlassenschaften vergangener Kulturen stoßen und daraus Rückschlüsse auf die Menschheitsgeschichte ziehen, entdeckt man in Oliver Winheims Bildern lediglich das Bild selbst und die verschiedenen Farbschichten aus denen es sich zusammensetzt. Es ist, als würde der Künstler selbst etwas vergraben, um es später wieder auszugraben. Beim Anfertigen seiner Bilder trägt Oliver Winheim teilweise bis zu dreißig Farbschichten auf. Durch das Raster und die feinen Linien, die er in ein dick aufgetragenes Schwarz zieht, werden diese sichtbar. Sie schimmern bunt und lassen an die Tektonik und die Schichten der Erdkruste denken.

So, wie die Bestimmung des Alters von Fundstücken, ein fester Bestandteil der archäologischen Praxis ist, tritt auch durch die Ausgrabungen in den Bildern die zeitliche Dimension des Bildes hervor. Der Prozess der Bildwerdung wird sichtbar: man erkennt das Bild nicht nur als Oberfläche und Abbild, sondern als einen Raum, in dem Zeit und Entwicklung eine Rolle spielen.

Beim Betrachten der Bilder werden zum einen Assoziationen zur Archäologie, zum anderen auch zur Kartographie wachgerufen: So treffen in den Arbeiten immer wieder organische Formen auf statische Ordnungsmuster, gewachsene Strukturen auf Linien und Felder. Farben, die zufällig ineinanderlaufen, trocknen und wie organische Flächen wirken, werden von einem Raster zerschnitten. Im Arbeitsprozess bewegt sich der Künstler dabei durch den Bildraum wie ein Landvermesser. Gleichzeitig entsteht diese Landschaft aber erst durch die Vermessung selbst, indem das Raster die verschiedenen Höhenniveaus generiert. Karte und Landschaft sind in Oliver Winheims Malereien eins und der Betrachter wird in eine unsichere, offene Situation geführt.

Neben diesen traditionellen Formen der Kartographie und der Vermessung des Bildraums, verweisen die Fotografien, die Oliver Winheim im Rahmen der Ausstellung „Die ersten Jahre der Professionalität“ zusätzlich zu den Malereien in einem kleinen Buch präsentiert, auf digitale kartografische Verfahren. Im Prozess der Bildwerdung dokumentiert der Künstler die Farbflächen, in denen Farben zusammenlaufen. Die Fotografien dieser Flächen erinnern an Satellitenbilder der Erdoberfläche. Die geringe Tiefenschärfe der fotografischen Bilder widerspricht jedoch der bekannten Klarheit und Schärfe von Luft- oder Satellitenaufnahmen. Makro- und Mikrokosmos verschmelzen scheinbar in einem Bild und irritieren die Wahrnehmung.

 

Greta Hoheisel

 

 

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